Stellungnahme

Erlangen, 8. November 2019: Stellungnahme des homunculus verlags zu der Kurzkritik „In Jiddischland. Uwe von Seltmann stellt sein Buch über Mordechai Gebirtig vor“ (sueddeutsche.de | 6. November 2019, 18:49 Uhr) von Eva-Elisabeth Fischer

Uwe von Seltmann ist der Autor des in unserem Verlag erschienenen Werks Es brennt. Mordechai Gebirtig, Vater des jiddischen Liedes.

Die Kurzkritik von Eva-Elisabeth Fischer zu Uwe von Seltmanns Veranstaltung im Jüdischen Museum München am 05.11.2019 endet mit folgenden Sätzen:

„Seltmann hat mit seiner umfassenden 400-Seiten-Biografie einen wichtigen Teil dessen ins Bewusstsein gerückt, was die Nazis ausgelöscht haben: die jiddische Kultur. Und: Der tote Jude, die tote Kultur, sie verkaufen sich gut.“

Aufgrund mangelnder Kontextualisierung scheint sich eine Lesart dieser Aussage besonders aufzudrängen, und zwar die des impliziten Vorwurfs im Geiste der Finkelstein’schen Holocaust-Industrie, die Unterstellung, das Holocaustgedenken zur eigenen Bereicherung zu missbrauchen. Dies beleidigt jedoch nicht nur die Arbeit unseres Autors, sie geht auch vollkommen an der Realität vorbei.

Ohne den Verdacht wecken zu wollen, die Arbeit Uwe von Seltmanns bedürfe einer Rechtfertigung, wollen wir ausdrücklich darauf hinweisen, dass die Arbeit und Recherche zu dem 400-seitigen Werk, wie Frau Fischer selbst in ihrer Kurzkritik festhält, „vier Jahre lang“ (Fischer) gedauert hat. Uwe von Seltmann begann seine Recherche, ohne bereits einen vorfinanzierenden Verlag im Rücken zu haben, auf eigenes Risiko. Diese Arbeit war nur möglich durch Unterstützung, Spenden bzw. Förderungen von weiterdenken e.V. (Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen) und der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit– sowie durch einen hohen Teil an Eigenmitteln des Autors selbst. Die Arbeit im Verlag wiederum – die Bildrestauration, der Einkauf von Bildrechten, der Druck des vollfarbigen, umfangreichen Bandes, etc. – konnten wir nur durch Crowdfunding und die Hilfe der Erlanger Kulturstiftung verwirklichen. Es brennt ist eines jener Werke, die niemals die geleistete Arbeit aus eigener Wirtschaftskraft annähernd vergüten können und für große Publikumsverlage niemals infrage kämen. Die Startauflage des Buches betrug übrigens 1500 Exemplare.

Auffällig ist, dass Frau Fischer für diese Unterstellung den Beleg schuldig bleibt sowie jegliche weitere Erläuterung dazu, wie dieser letzte Satz gemeint ist. Somit fragen wir uns auch, ob ihr die Tragweite dieser Aussage überhaupt bewusst ist.

Wir weisen nun mit Nachdruck diese – unserer Meinung nach – unseren Autor und seine Arbeit diffamierende Äußerung zurück. Wir empfinden es als schlichtweg nicht tragbar, was Frau Fischer hier impliziert; erst recht nicht im Licht der tatsächlich prekären Umstände, welche die Verwirklichung eines solchen Projekts mit sich bringt. Außerdem bedarf es keinerlei Rechtfertigung, dass das eigene professionelle Betätigungsfeld gleichsam für das persönliche Auskommen sorgen muss. Wir vermuten, das wird bei Frau Fischers Arbeit als Journalistin nicht anders sein.